Streifenwartung

Intervention ― Peter Behrbohm ― Berlin 2025

Ein Mitarbeiter in rot-weiß gestreifter Warnkleidung, gelben Gummistiefeln und Bauhelm ist in der ganzen Stadt im Einsatz. Er sitzt auf einem kleinen, rot-weiß gestreiften Fahrzeug, das mit sechsfacher Geländebereifung, Inspektionsleuchten, Warnblinkern und einem Sonnenschirm ausgestattet ist. Langsam bewegt sich das Fahrzeug rückwärts am Straßenrand entlang, der Mitarbeiter hält Ausschau - und schon passiert er eine Gruppe rot-weiß gestreiften Poller, die aussehen, als hätten sie kürzlich mit einem Sportwagen gekuschelt. Er justiert seine Inspektionsleuchte, misst den Abstand der roten und weißen Streifen, notiert ihren Zustand und greift zu Bürsten und Putzzeug. Doch da fällt ihm auf, dass das sorgsam einbetonierte und genauso sorgsam umgefahrene Stahlrohr nicht mehr alle Streifen am Schaft hat. Aus seiner rot-weiß gestreiften Tasche holt er einen Farbeimer mit Verkehrsrot RAL 3020. Mit einem dicken Pinsel ergänzt er kleckernd die fehlenden Streifen. Zur Sicherheit fügt er noch einen hinzu, die rote Farbe läuft in langen Nasen den verbogenen Pfosten hinunter. Hier geht es um Sicherheit. Um Aufmerksamkeit. Und die steigt bekanntlich proportional zur Streifenanzahl der Warnmittel. Mit anderen Worten: Jeder Strich rettet hier Menschenleben. Und Streifen mit Nase sind noch auffälliger, als jene ohne.